Gerade arbeite ich mit dem Text von Trouillot „Undenkbare Geschichte: Zur Bagatellisierung der haitischen Revolution“ und es stößt mir auf, wie sehr der Text zur jetzigen Situation passt.
In den USA ist seid der gefilmten Ermordung von George Floyd, den Morden an Tony McDade und dem Mord im März an Breonna Taylor eine Widerstandsbewegung lauter geworden die seit Jahren versucht dem staatlichen Rassismus wenigstens justiziale Konsequenzen zukommen zu lassen. Ich habe zu den Protestformen bereits hier geschrieben „George Floyd – in eurem Tageslicht“ .
Viele von euch wissen vermutlich irgendwas zweischen nichts und wenig zur haitianischen Revolution oder ihr sucht gerade paralell erstmal wo Haiti überhaupt liegt, stellt fest: Mittelamerika?! nicht Afrika? Auf einer Insel mit -wait! DEM Urlaubsland, der dominikanischen Republik! Dann schließt die Augen, denkt an das Wort Haiti, denkt an das Wort dominikanische Republik. Wie kann eure Assoziation so unterschiedlich sein zu zwei Ländern die dich so ähneln?
Die Revolution, bzw. wie die Medien mit ihr umgegangen sind is der Grund. Haiti war das erste Land welches sich unabhängig erklärte von den Kolonialmächten, doch Trouillot beschreibt: damals sagte keiner „Wow die versklavten Schwarzen Menschen – die haben eine Revolution geplant, umgesetzt und erfolgreich etabliert!“ sondern weiße Franzosen, light-skin Personen usw. beschuldigt die eigentlichen Drazier zu sein, irgendwer anderes muss doch dahinter stecken, es kann doch nicht sein, dass?! Doch.
Trouillot: Die Undenkbarkeit der haitianischen Revolution
Die Undenkbarkeit der haitianischen Revolution macht er an dem Menschenbild auf welches die Versklavung Schwarzer Menschen erst möglich machte. Schwarze Menschen, gerade wenn sie verschleppt worden waren, wurden versklavt, versklavt werden konnten nur jene die nicht auf derselben Stufe in einer Werteskala wie weiße Europäer standen, somit mussten sie weniger wert sein aufgrund der Gegebenheiten. Somit war der Begriffsrahmen in dem weiße Europäer auf Saint-Dominigue zu eng gesteckt um die verschiedenen nicht erfolgreichen und zuletzt erfolgreichen Revolutionsansätze in Haiti wahrzunehmen. Auf Seite 83 geht Trouillot auf die Schwarze Perspektive während der Revolution ein, da Intellektuelle kein Einfluss auf ihre Forderung nehmen konnten, konnten die Strategien sich in seiner Zielsetzung bewegen die zu radikal gewesen wäre um hiermit zu mobilisieren. Da sich die weißen Europäer nicht vorstellen konnten das Schwarze Menschen nicht das Impuls heraus sondern vorbereitet rebellieren würden haben sie lange nicht verstanden wie bedrohlich die Situation für sie war. Louverture war dabei nach allgemeinem westlichen Befinden nicht dazu imstande der Initiator gewesen zu sein, jahrelang gab es verschiedenste Theorien in den Medien wer die Revolution ausgelöst hatte. Doch zwischen all diesen Theorien und dem Verfestigten Zweifel an Schwarzer Handlungs- und Planungsfähigkeit geschah etwas weiteres: die Auslöschung und Banalisierung der haitianischen Revolution in der Weltgeschichte. Sowohl die Auslöschung wie auch die Banalisierung passen in ein westliches Narrativ der Geschichtsschreibung: es bestätigt die eigene Grundlage nämlich Rassismus, welcher Kolonialismus legitimiert welcher wiederum die Versklavung Schwarzer Menschen moralisch ermöglicht.
Er geht darauf ein, wie die Suche nach äußeren Einflüssen sowohl shadeistische/coloristische Narrative verstärkt wie auch weißen Historiker*innen die Gemütlichkeit erneut einräumt nicht glauben zu müssen, dass dark skin Schwarze Versklavte sich gegenseitig überzeugt haben zu rebellieren.
Rechte, weiße Antifas oder doch Schwarze Wut?
Gerade passiert etwas zugleich wichtiges wie auch gefährliches: Medien und Aktivist*innen decken auf: Polizist*innen haben bei anderen vorherigen Schwarzen Protesten Apotheken ausgeraubt und die Ware verkauft durch Dealer, die Festnahmen bei den jetzigen Protesten stellen fest: zugereißte Weiße sind jene die am Ort des Geschehens zu finden sind, skurile Grafitis machen klar: das hat keine Schwarze Person getaggt, Videos liefern dann den Beweis, rechte Netzwerke werden aufgedeckt die die Situation gerade nutzen um Chaos zu verbreiten, die Medienlage über Schwarze Proteste zu bestimmen und Under-Cover cops in fragwürdiger Kostümierung stacheln an, es ist eine Lage über die schwer zu berichten ist, denn es geht hier nicht um validierte Studien, das Nachweismaterial sind kleine Videos, Fotos und Tweets.
Es ist wichtig darüber zu berichten, doch ist es zugleich gefährlich, denn die anfänglichen praktischen Proteste, Polizeistationen und Großmärkte anzünden entstanden aus Schwarzer Wut und Widerstand. Jaboukie Young-White schlußfolgert „half these white americans are just mad their old property is destroying their new property„ – sie wissen darum wie sie weiße Aufmerksamkeit generieren und haben dies geplant, strategisch und zugleich impulshaft ohne akademisierte Verflachung („aber MLK, aber aber ist das nicht zuuu radikal? Lass ma Arbeitskreis machen, dann in 5-10 Jahren mal ne Demo.“) ihren Forderungen Aufmerksamkeit verschafft durch Zerstörung von Eigentum welches im kapitalistischen System nur angereichert werden konnte durch die Ausbeutung Schwarzen Lebens. Der erste Job der Polizei in der USA war es fliehende Versklavte aufzugreifen, sagt der Volksmund, und es stimmt: Befreite die Anzünden was sie unterdrückt, die Anzünden was durch ihre Ausbeutung überhaupt erst entstanden ist können nicht als Bösewichte geframed werden in einer Besitzlogik: denn weder Schwarze Körper, noch was sie gefangen hält oder erwirtschaftet haben hat jeh moralisch euch gehört.
Es ist also wichtig beides zu leisten: dort wo weiße Gruppen infiltrieren und das Narrativ um die Proteste in ein chaotisches verwandeln wollen benennen, zugleich nicht zu bagatelisieren was Schwarzer Widerstand erfolgreich, zielgerichtet und – wie es in Hong Kong heißt „wie Wasser“ umsetzen.
Bagateilisieren wir nicht den radikalen Widerstand nur um die Infiltrierung und Dämoisierung abzuwenden, es braucht Raum um die komplexe Realität abzubilden, denn Schwarzer Widerstand ist nicht undenkbar, sondern im jetzigen System notwendig und unvermeidbar.
Quelle:
In: Sebastian Conrad, Shalini Randeria & Regina Römhild (Hg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. 2. erweiterte Aufl., Frankfurt a.M., New York: Campus, 73-103
Ansonsten sind viele Quellen als Link hinterlegt, ich werde die Tage weitere einflechten, in Widerständen die „wie Wasser“ sind diesich gegen Plizeiapparate richten die großen Einfluss auf Medien haben ist es aber zwangsläufig so, dass es keine gewohnte dichte Quellenlage gibt, rechachiert, dnkt mit bildet euch eine eigene Meinung!
Eine Antwort zu „Undenkbarer Widerstand ?! Narrative um Schwarze Revolutionen“
[…] In my blog post I wrote about how important it is to recognize black resistance as powerful. As we all learn to understand black history, black people learn that they can rely on their ancestors and white people learn agency, to see their power to act: a first step to un-learn the dehumanization of black people. […]