Zahnbürsten gegen Frontex

Popcorn, Kola und Sternenhimmel besser geht es nicht um Schland zu verdrängen, und ich verdränge so dermaßen.

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Die Leinwand ist einfach mal mehr als groß, der Film mehr als vielversprechend und die Begleitung hineißend, es geht nur darum die Werbung zu überstehen.

Vorm Hauptfilm fährt der Tonpegel der Open Air Kino Anlage hoch, es erscheinen zwei Whitefaces die erklären das die Geflüchtetenkrise nervt und Hetzende dagegen irgendwie auch. Vorallem geht’s aber darum das ihnen die weißen Rassisten die sogar weissen Rassisten zu weit gehen ihnen nicht mehr folgen sollen in den sozialen Netzwerken. Völlig okay das an ihre YT Gemeinde zu schicken aber warum zur Hölle geht irgendwer hier davon aus das der klassische Kreuzberger Open Air Gänger Yoko und Claas folgt? Als der Clip vorbei ist klatscht der Kartoffelsalat vor mir begeistert und leider auch neben mir. Komisch, wenn Aktivist*innen der Geflüchtetenbewegung noch und nöcher Videos, Statements, Presseerklärungen, Bücher etc. bereitstellen klatscht keiner, es wird nicht im Open AidKino auf großer Leinwand gezeigt. Klar, es fehlt das was den Deutschen so wichtig ist: eine ordentliche Portion wir-Gefühl, erst so schmeckts. Nur wenige Meter Luftentfernung liegt der Oranienplatz, ohne Zelte dafür mit Wohlfühlfeeling für die Touristen.
WIR sind das Volk, WIR sind WM Papst und was auch immer und jetzt sind WIR voll für irgendwie bessere Bedingungen für Inge, Vorname Flüchtl.

Halt so irgendwie, so mit Zahnbürsten statt keinen, so mit YT Videos wo wir Geflüchtete, Freedom Fighter, Schwarze Menschen usw. einfach wieder als F*** bezeichnen, als Ausländer als halt irgendwie anders aber schon okay. Oder als gute N*, den alle Arier mochten.
Los ging es mit den ersten Kommentaren von Geschwistern mit und ohne Aufenthaltstitel auf Facebook, die berichteten das sie heftigsten Rassismus von den selbsternannten weißen Helfern erfahren am LaGeSo, an der Ohlauer oder an der Gürtelstraße. Los ging es mit einem Til Schweiger, der Geflüchtete jetzt auch Hip findet, aber statt bei einer Live Schalte eben jenen die Bühne zu überlassen lieber mit halbgaren Äußerungen glänzt, in denen er allen erklärt das die Türkei jetzt ja neuerdings gegen Kurd*innen handelt.
Die Gespräche mit Geschwistern drehen sich neuerdings wieder gehäuft um Pfefferspray, Selbstverteidigung und wer wen zur U-Bahn bringt, alle hängen in irgendwelchen Prozessen drin in denen Richter ihnen erklären, dass es okay ist das sie geschlagen und N‘ genannt wurden, immerhin macht ihre Existenz Angst.
Es herrscht eine neue Offenheit, erklärt meine weiße Sitznachbarin nach dem Yoko und Klaas Gequatschte. Sie hat recht, es herrscht eine neuen Offenheit und Bereitschaft Gewalt auf allen Ebenen auszuüben und sich trotzdem gut zu fühlen, schließlich hat Mensch ja auch mal eine Zahnbürste zum LaGeSo gebracht. Sie war schon ein wenig abgekaut, aber für die wird es ja sicher noch reichen.
Ich liege entspannt im Open Air Kino, Kola, Tavor und Sternenhimmel, Meine Hand bildet aus meinem Schlüsselbund ein Schlagring so wie Papa es mir beigebracht hat als ich mit 6 das erste mal mit ausgerissenen Locken nach Hause kam. Besser geht es nicht um Schland zu verdrängen, und es drängt sich mir auf, so dermaßen.

2 Antworten zu „Zahnbürsten gegen Frontex“

  1. […] Diaspora Reflektionen schreibt über das „Retter-Selbstimage Deutschlands“ , genau wie Schwarzrund: Zahnbürsten gegen Frontex. […]

  2. Hallo! Welches Widget verwendest du denn bei „Poems & Loops“???

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