„Schlechte Feminist*Innen“ oder „Schlechte Lesben“ – darum soll es nun vermehrt gehen, unter anderem auf einem Panel im SchwuZ (Ein queerer Berliner Club).
Auf der Facebook Seite gibt es dazu Kritiken und Diskussionen, viele Aktivist*innen nehmen Energien und Ressourcen in die Hand um gratis über ihre eigenen Perspektiven zu lehren. Die Gegenseite argumentiert diskriminiert da gegen an.
Zu dem Panel wurden verschiedene Leute eingeladen, die eben diese Ausgeschlossenen repräsentieren sollen, und erstmal finde ich das Thema super.
Lesbische Räume empfinde ich schon seit Jahr und Tag als extrem exklusiv. Auf den L-Tunes Partys bewegte ich mich erstens selten und zweitens wie ein Fremdkörper. Meine Femmeness entsprach dem Dresscode nicht, mein Schwarz sein war eh irgendwie nicht queer.
Auch klingen die Flyer von vielen -explizit lesbischen, nicht queeren- Räumen immer wenigstens ein bisschen wie weißer 70er Jahre Feminismus. „Wir Frauen, Frauen Körper, Frauen die Frauen lieben..“ Und ich mag das dann immer so lesen, als ginge es dabei nicht nur um Cis Frauen, nicht nur um Monosexuelle, nicht nur um jene die weißen Schönheitsidealen entsprechen.
Aber die Flyer sprechen eine klare Bildsprache: Kurze Haare, weiß, dünn und mit cis-normativen Schönheitsprivilegien ausgestattet. Irgendwie ist auf diesen Flyern selten_nie jemand wie ich, jemand aus meinem queeren Freund*Innen Kreis zu sehen.
Also dachte ich bei dem Panel an Personen die und/oder: Trans, trans* non-binarity, two-sprit, queer, femme, latin@, agender, inter, fat, lower class, freedom fighter, ohne Status, migriert, pan, bi, asexual, disabled, pathologisiert, Mutter, Vater, Alt etc sind.
Das Thema ist so so wichtig, klar fällt das weißen Cis-Frauen auf die Füße, es ist ihre letzte Bastion.
Nur hab ich dafür kein Mitleid, wann immer Argumente fallen wie „früher war das besser“ „nicht auch noch hier“ oder „ich lass mich nicht PC machen“ sollten jene einhalten, googeln wer noch so gegen „Genderismus“ ist (SPOILER: Es sind Rechte und Maskulinisten) und trotz all der Trauer, nicht mehr die am wenigstens privilegierte Gruppe im Raum zu sein, sich freuen.
Was, sich freuen darüber eigene Privilegien zu reflektieren? Ja! Why? Weil wir nur von der älteren Generation und ihren Kämpfen lernen können, wenn sie uns sieht, liebt und sich selbst reflektiert.
Das denk ich mir nicht einfach so aus, das habe ich von der älteren Generation z.B. gelernt. Angela Davis fordert sogar die jüngere Generation ganz explizit dazu auf, ihre Held*innen der Bewegungen in Frage zu stellen.
„there will always be unfinished activisms.“
Bewegungen ändern sich, Gruppen die über Jahrzehnte ausgeschlossen wurden finden Strategien auf Ausschlüsse hinzuweisen. Es liegt ganz an euch, ob ihr euch wie ein Deutscher Macker im Urlaub auf euer Handtuch beruft, dass seit SECHS Uhr auf der Sonnenliege wartet oder Platz macht, mitteilt und versteht: Ihr habt Fehler gemacht.
Menschen machen Fehler.
Bewegungen schließen immer aus, deswegen sollten Bewegungen genau das ständig debattieren.
Aber: Auf Ausschlüsse hinzuweisen, auf Diskriminierungen hin zu weißen und damit verbundene Verletzungen ist nicht das selbe wie zu diskriminieren.
Magda Albrecht sagte es so schön „immer einmal schlimmer“.
Klar, es tut weh auf eigenes diskriminierendes Verhalten hingewiesen zu werden, aber die Diskriminierung zu erfahren ist – immer einmal schlimmer.
Monika Hermann ist nicht irgendeine Person, sie ist Politikerin. Ihre Politiken schadeten Geschwistern, Menschen, Brüdern, Schwestern, Lesben, Schwulen, Behinderten.
Jene die so dafür wettern sie als Lesbe zu sehen, die so darum bitten doch als Behinderte lesbische Frau anerkannt zu werden: Genau jene schloss sie aus. Genau jenen nahm sie den Wohnraum, die Lebensexistenz, die Luft zum atmen, lies zu das die Polizei sie versuchte auszuhungern, mit Bananenscheiben wedelte und Tagelang malträtierte.
Sie ist keine schlechte Lesbe, keine schlechte Feministin. Sie ist allem voran eine Person die all dies zuließ.
Ganz schön unschön oder?
Aber es ist irrelevant, PC, dogmatisch, vom hohen Ross und überhaupt wenn wir darauf hinweisen.
Weil wir einen weißen Körper damit kritisieren.
Was wäre wenn die #ohlauer nicht Black / PoC besetzt wäre? Was wäre wenn es um ein lesbisches weißes Hausprojekt dabei gegangen wäre?
Das Problem liegt nicht in der fehlenden Empathie von queers/trans/Trans*/PoC/Black Personen, sie liegt in eurer fehlenden Empathie gegenüber uns, weil unsere fehlende Schablonenhaftigkeit in eurem lesbisch keinen Raum findet.
Weil ihr lesbisch-sein zu etwas macht, dass es nicht sein sollte.
Das Handtuch der Cis weißen Deutschen, die wirklich gern die Sonnenliege am Pool behalten will.
2 Antworten zu „Schlechter Feminismus / schlechte Lesbe“
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Danke 🙂
Ich bin wegen Monika H. nicht zur Veranstaltung und hatte vorab keine Kapazitäten auf die Veranstaltung und Anwesenheit von M. hinzuweisen. Nur mal vor einigen Wochen in einer Diskußionsrunde wo es (für mich wegen des Ortes unerwartet) niemensch* zu intereßieren schien.
Es hat mir deshalb sehr gut getan deine enstandenen Eindrücke, Asoziationen und Reflektionen zu lesen. Vieles davon habe ich auch gedacht und manches von dir geschriebene hat DenkInspiration gegeben.
Achja, die scheinreflektierten Handtuchmentalitäten machen mir* auch auf manchen Ebenen zu schaffen.
You Are Not Alone 🙂
Und Herzichen Glückwunsch dir noch fürs fertig geschriebene Buch