Parallelitäten zwischen erzählten und realen Karriere-Frauen

 

Die Grunddarstellungen der Frau reichen zurück bis zu den ersten Erzählungen der Bibel. Die Sexarbeiterin Magdalena vs. Die unberührte Heilige Jesus-Mutter Maria. Mit den Erzählungen des Korans gibt es einen weiteren Frauentyp: die unerschütterliche Geschäftsfrau in Verkörperung von Chadīdscha bint Chuwailid.

Religiöse Erzählungen verbreiteten sich, bildeten den Blickwinkel auf Gesellschaft und wurden gebildet durch die Gesellschaft. Eine ähnliche Wechselwirkung gibt es in der heutigen Popkultur, die Geschwindigkeit des Austausches erhöht sich dabei von Jahr zu Jahr. Die produzierenden Organe erhalten nicht mehr nur wenig repräsentative Zuschauerzahlen sondern werden durch Blogs, Zeitungen, Twitter und direkte Klickzahlen wie z.B. bei Netflix direkter beeinflusst.

Auch in der Geschichte der Fernsehserie ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. In der USA gab es in den 50ern vor allem die Darstellung der braven Hausfrau und der Frau die die Beziehungen zerstört durch den Sexualtrieb.

In den 90ern wurde dann die Rolle der Karrierefrau stärker, so zum Beispiel Lorelei Gilmore in den Gilmore Girls, der zwar allerlei Charakterzüge zugestanden werden, die aber in ihrem Berufsleben doch immer wieder charakterisiert wird als „durchgreifend“ „herrisch“ und nicht zuletzt „nie krank“.

Diese Variante der Erzählung der Karrierefrau als unerschütterlich Gesund wurde dann immer stärker wie z.B. bei the Good Wife.

Die These ist: die Verkörperung der Karrierefrau ist nur möglich, wenn Dis_ability, softness o.ä. Aus der Gleichung genommen wird. Die Karrierefrau wird stets als erhöhte Verkörperung der Femme oder der heiligen verstanden, so entwickelt sich Annie Camden in 7th Heaven zu einer berufstätigen Frau aus der Hausfrauenrolle heraus, doch bleibt in der Rolle der Heiligen, es gibt keine Verschiebung hin zur femme (fatale).

Bei der Serie How to get away with Murder gibt es erste Versuche dieses Bild zum einreißen zu bringen, Annalise Keating wird erst als knallharte Karriereanwältin charakterisiert, innerhalb der ersten Staffel wird sie stärker umrissen als Karriere-femme fatale. Doch mit der Auflösung der geteilten Vergangenheit mit Wes Gibbins wird die Heilige, die umsorgende Teil des Narratives. Auch wird hier gebrochen mit der Gleichung der gesunden Karrierefrau. Sie hat am Ende der ersten Staffel einen Zusammenbruch, ruft ihre Mutter zur Hilfe. Auch werden die Brüche dargestellt die im alltäglichen passieren, das Abnehmen der Wig und das Abschminken sind Szenen der vierten Folge der ersten Staffel, die die Fernsehlandschaft bewegten, weil der Moment in dem die Karrierefrau die Stärke ablegt von Tränen begleitet wird, die zugleich im Abschminktuch verschwinden.

Im Jahr 2016 gestanden die US-Zuschauenden fiktiven Karrierefrauen zu traumatisiert, verletzt und schwach zu sein. Das selbe Jahr in dem linke und rechte Medien harsche Kritik übten an Hillary Clintons Gesundheitszustand. Das Land in dem Edith Wilson in den 20ern die Regierung übernahm weil ihr Mann, der Präsident nach einem Schlaganfall arbeitsunfähig war. Innerhalb eines Regierungsapparates der es nur Menschen im fortgeschrittenen Alter ermöglicht erfolgreich zu kandidieren scheint der Anspruch ungleich unerreichbarer.

Die gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Debatten sind bereits abzusehen. Das verstecken, kaschieren und defizitäre Betrachten von Kranken und Behinderten Körpern wird legitimiert durch die Überlastung in Jobs. Die Frage bleibt, warum nicht die Ausgestaltung von Führungsposten in Kritik gezogen wird sondern die Nichtbefähigung von Körpern die Stellschraube zu sein scheint.

Die Kategorie Gender wirkt hier Hand in Hand mit der Abwertung von disabilisierten Menschen. Während eine Krankheit oder Behinderung bei einem Mann Zeichen wird der eigenen Stärke trotz Schmerzen stark zu bleiben, scheint es bei Frauen und femmeinisierten Personen die vermutete Wahrheit zum Vorschein zu bringen. Ein Ausatmen ging durch die Presse, endlich ist es bewiesen die 70jährige Frau ist nicht wirklich entgegen ihrer Gendererwartung stark, sondern schon eine Lungenentzündung bringt sie zum einknicken.

Die Versuche Donald Trump durch Körperabwertung zu demontieren basieren ebenso auf androgynen Körperidealen. Ein dicker, weicher Körper mit ausgebildeter Brust wird entblößt um dessen Schwäche endlich aufzudecken. Obwohl die Idee hinter der künstlerischen Intervention ist, einen sexistischen Mann zu entmächtigen wird dies nicht mit dessen Mitteln wie eben Sexismus gelingen.

Am Ende schreiben solch breite Mediendiskurse in die Gesellschaft wieder Bilder und Narrative ein, die das alltägliche Leben von Frauen, Femmes, disabilisierten und dicken Körpern negativ beeinflusst. Die Dämonisierung Clinton und Trumps ist ohnehin am einfachsten anhand ihrer politischen Aussagen.

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